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Frankfurter Christopher Street Day 2020 – Respekt für jegliche Form der geschlechtlichen Identität und sexuellen Orientierung

Es ist der 28. Juni 1969 in New York: Zum ersten Mal widersetzen sich Homosexuelle bei einer Polizei-Razzia in einer Schwulenbar. Der Beginn einer der größten Emanzipationsbewegungen, die bis heute fortbesteht. Ein Jahr später trafen sich rund 4.000 Homosexuelle zu einer Demonstration, um erneut im New Yorker West Village an den Aufstand zu erinnern.[1]

Wo stehen wir heute rund 50 Jahre später mit der Akzeptanz der individuellen Sexualität in unserer Gesellschaft? Nach wie vor sind homosexuelle Menschen bzw. Menschen jedweder geschlechtlicher Orientierung Diskriminierung ausgesetzt – im Alltag, auf der Arbeit und in der Öffentlichkeit.

Doch tatsächlich ist dieses Thema noch viel breiter zu fassen. Es geht auch um die Frage, wieso die geschlechtliche Identität neben der sexuellen Orientierung, noch so eine große Rolle spielt. Wir alle sollten ein Recht auf die individuelle Freiheit haben, das Leben so führen zu können, wie wir es möchten und wie es sich richtig anfühlt, unabhängig von der Art, wie wir unsere eigene Geschlechtsidentität erleben und wen wir lieben. Hier ist noch immer viel Aufklärungsarbeit notwendig, um das Verständnis für individuelle Empfindungen in der Gesellschaft zu erzeugen. Vorurteile, Stigmatisierung und Diskriminierung müssen ein Ende finden. Diversität bereichert das Zusammenleben aller.

Doch was verstehen wir überhaupt unter „Geschlechtsidentität?

„Geschlechtsidentität – auf Englisch Gender – ist das, was wir selbst über unser Geschlecht wissen, egal, was andere uns sagen. Wie dieses innere Wissen entsteht, weiß niemand sicher. Es lässt sich aber nicht ohne Weiteres beeinflussen oder ändern. Die Geschlechtsidentität kann und soll niemandem aufgezwungen werden.“ Fakt ist, es gibt nicht eine begrenzbare Anzahl an Geschlechtern, d.h. alle Beispiele, die wir hier aufführen könnten, würden niemals die Vollständigkeit abbilden. Zwei wichtige Begriffe in diesem Kontext sind jedoch „cis“ und „trans“. Von „cisgeschlechtlich“ sprechen wir, wenn die eigene Geschlechtsidentiät mit dem Geschlecht übereinstimmt, welches wir bei der Geburt zugewiesen bekommen haben. „Transgeschlechtlich“ hingegen beschreibt, das die eigene Geschlechtsidentiät nicht mit dem von Geburt an zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt.[2] Es spielt hier keine Rolle, ob sich diese Menschen für geschlechtsangleichende Maßnahmen entscheiden oder nicht.

Häufig wird in diesem Zusammenhang auch der Begriff „queer“ verwendet. Dieser wird nahezu für alle geschlechterspezifischen Normen verwendet, die nicht der heterosexuellen Orientierung entsprechen.[3]

Welche Formen der sexuellen Orientierung kennen wir?

Asexualität: Kein sexuelles Verlangen, emotional meist auf der platonischen Ebene

Bisexualität: Sexuelles Interesse am weiblichen und männlichen Geschlecht

Heterosexualität: Sexuelles Interesse am anderen binären Geschlecht

Homosexualität: Sexuell von gleichgeschlechtlichen Menschen angezogen

Pansexualität: Sexuelles Interesse unabhängig des Geschlechts [4]

Vom 17. bis 19. Juli 2020 findet der diesjährige Christopher Street Day in Frankfurt statt. Auch wenn in diesem Jahr, aufgrund der Corona-Pandemie, alles anders ist, darf die Aufmerksamkeit für diese wichtigen Themen nicht verloren gehen. Denn der CSD ist eine der wichtigsten Veranstaltungen, nicht nur für die Stadt Frankfurt, sondern in der heutigen Zeit allgemein. Noch immer findet Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität statt.

Einige an dieser Stelle beispielhaft genannte Forderungen des CSD Frankfurt e.V. zeigen, wie tief die willkürlichen Beschneidungen von Rechten von Menschen, die nicht der cis-heterosexuellen Mehrheit angehören, bis heute reichen: Es gibt nach wie vor keinen freien Zugang zu Adoptionsverfahren, Blut- und Organspende sind queeren Menschen (zum Großteil) nicht möglich. Ein Lichtblick ist die mittlerweile mögliche gleichgeschlechtliche Ehe, doch es ist nur ein Punkt, der im Jahr 2017 von einer noch immer viel zu langen Liste der Diskriminierungen gestrichen werden konnte.[5]

Yasmin Schulze, Mitglied der PIRATEN Frankfurt, äußert sich: „Ich möchte in einer Gesellschaft leben, in der jeder Mensch die Freiheit hat, seine geschlechtliche Identität so auszuleben, wie er es möchte. Vor allem darf es auch in der heutigen Zeit keine Rolle mehr spielen, wen ich mir als Lebenspartner aussuche. Wir sind alle Menschen, deren Werte sich weder an den Geschlechtern noch der sexuellen Orientierung messen lassen.“

Florian Gessner, Beisitzer des Kreisverbands, ergänzt: „Eine pluralistische Gesellschaft gehört zum Menschenbild der Piratenpartei, u.a. deshalb bin ich damals eingetreten. Wir alle haben das Recht und die Freiheit, unser Leben zu gestalten, wie wir es für richtig empfinden. Wir alle haben ein Recht darauf, mit Würde und Respekt behandelt zu werden. Und das Wichtigste: Alle Menschen sollen an unserer Gesellschaft teilhaben und diese mitgestalten können. Seit 10 Jahren nimmt der KV Frankfurt am CSD teil, das ist die logische Konsequenz dieser Einstellung.“