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Internationaler Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie

Buchstabensalat aus LGBTQ in regenbogenfarben angeleuchtet

„Erst wenn Menschen beginnen sich als Menschen zu erkennen, werden die Vorurteile für immer verschwinden.“

Amelia Boynton Robinson (1911-2015), US-amerikanische Menschenrechtlerin

Am 17. Mai 2022 findet wieder auf der ganzen Welt der jährliche Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie statt. Es soll weltweit mit verschiedenen bunten und kreativen Aktionen für die Rechte, die Sichtbarkeit, den Respekt und die Toleranz für queere und trans Menschen eingefordert werden. Dazu gehört auch die Solidarität von Verbündeten und anderen Mitmenschen. An diesem Tag soll vor allem darauf aufmerksam gemacht werden, dass Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer geschlechtlichen Identität selbst im 21. Jahrhundert noch oftmals diskriminiert, ausgegrenzt und teilweise um ihr eigenes Leben fürchten müssen. Es ist sehr schade, wenn sich queere und trans Menschen aus Angst vor Ablehnung und Verfolgung krampfhaft anpassen müssen, um in das Bild der klassischen Familie zu passen. Wem wäre damit geholfen? Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) strich am 17. Mai 1990 Homosexualität von der Liste der anerkannten psychischen Krankheiten und Transsexualität schließlich auch 2018.

Porträtfoto von einem Mann mit langen rosa Haaren und rosa gefärbtem Vollbart in einer Menschenmenge

Der Begriff „Phobie“ leitet sich vom altgriechischen Wort „phobos“ ab und bedeutet übersetzt so viel wie Furcht oder Schrecken. Homo-, Bi-, Inter- und Transphobe Menschen sind feindselig und ablehnend gegenüber queeren und trans Menschen eingestellt. Solche Menschen haben meistens ein eher konservatives Weltbild, womöglich Vorurteile, haben Angst vor der Konfrontation mit dem Unbekannten und sind vielleicht auch überfordert. Das rechtfertigt allerdings nicht deren Gewaltbereitschaft oder Hasstiraden. Man sollte andere Menschen so behandeln, wie man selbst auch behandelt werden möchte. Man kann durchaus anderer Meinung sein und muss auch nicht unbedingt die Lebensstile anderer Menschen befürworten, aber man kann dennoch den Menschen mit Respekt, Akzeptanz und Menschlichkeit gegenübertreten. In unserem Gesetzbuch steht unter Artikel 1: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Die Würde darf auf keinen Fall verletzt werden. Alle Menschen sind gleich wertvoll, ganz gleich, welche sexuelle Orientierung oder welche geschlechtliche Identität sie haben. Die individuelle Entfaltung der Persönlichkeit des Menschen, die Vielfalt und Diversität zeichnen nämlich eine demokratische Gesellschaft aus.

PIRATEN sind für mehr Kommunikation und Aufklärung. Wir fordern, dass der gesamte Komplex „Queer“ in all seinen Formen im Unterricht thematisiert wird, sowohl im Sexual- als auch Sozialkundeunterricht. Zusätzlich setzen wir uns dafür ein, dass Menschen im Öffentlichen Dienst im Umgang mit queeren Themen geschult werden. Dies soll die Sensibilität gegenüber Diskriminierung erhöhen und die Ausbreitung von Fehlinformationen verhindern.

Es gibt aber auch gute Nachrichten: Am 10. Mai 2022 fand zum zweiten Mal unter der Aktion #liebegewinnt deutschlandweit um die 100 Segnungsgottesdienste für gleichgeschlechtliche Liebende statt, die von der deutschen katholischen Kirche gefördert und ins Leben gerufen wurde.

ein Sticker mit LGBTQIA in einer offenen Hand

 Die traurige Nachricht ist, dass Menschen in manchen Ländern aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer geschlechtlichen Identität dort nicht länger bleiben können, da sie bedroht, strafrechtlich verfolgt und gefoltert werden. Selbst in den eigenen Familien sind diese Menschen oft nicht sicher, weil sie von der Norm abweichen und sich nicht selbst aufgeben möchten, nur um sich anzupassen. Laut dem Lesben- und Schwulenverband wird Homosexualität in 69 Staaten strafrechtlich verfolgt und in 11 Ländern droht sogar die Todesstrafe. Mexiko verzeichnet aktuell die meisten Verbrechen gegen trans Menschen. Transfemizide sind dort keine Seltenheit. Solche Menschen sehen oft keinen anderen Ausweg als aus ihrer Heimat zu flüchten. Manche queere oder trans Geflüchtete suchen dann u.a. verzweifelt Schutz in Deutschland. Doch das Asylverfahren umfasst viele Hürden und es kann passieren, dass sie einigen stereotype Vorstellungen gerecht werden müssen, um überhaupt Asyl zu erhalten.

PIRATEN fordern die weltweite Anerkennung und den Schutz selbstbestimmter geschlechtlicher oder sexueller Identität bzw. Orientierung. Verfolgung aufgrund der geschlechtlichen oder sexuellen Identität bzw. Orientierung ist Unrecht. Wenn solche Verfolgung im Herkunftsland offiziell oder inoffiziell von staatlicher oder nichtstaatlicher Seite betrieben wird, muss sie als Asylgrund anerkannt werden. Die Betroffenen müssen ihre Geschlechtsidentität oder sexuelle Orientierung hierfür nicht nachweisen.

Kritisch sieht es auch bei dem Transsexuellengesetz (TSG) in Deutschland aus. Im Transsexuellengesetz wird klar definiert und streng vorgegeben, welchen Bedingungen sich trans Menschen unterwerfen müssen, um ihre Vornamen und Geschlechtseinträge ändern zu dürfen. Die zwei Begutachtungen, die trans Menschen dabei unterlaufen müssen, können für manche demütigend und intim sein.

Die Piratenpartei will die Abschaffung des „Transsexuellengesetzes“, bei gleichzeitiger Übernahme der relevanten Punkte in das BGB. Im Zuge dessen muss eine grundlegende Überarbeitung stattfinden. Im Zentrum muss dabei die Selbstbestimmung der Betroffenen stehen. Die Namens- und Personenstandsänderung soll ein einfacher Behördengang werden. Dazu fordern wir auch den Wegfall der Gutachtenspflicht. Weiterhin setzen wir uns dafür ein, dass der Geschlechtseintrag nicht mehr verpflichtend erfasst wird. Ein selbst gewählter, freiwilliger Eintrag soll möglich sein.

Porträtfoto von Sabrina Schleicher vor der Skyline von Frankfurt

„Als Piratin fordere ich außerdem, dass Sexualität und Geschlechtsidentität als Diskriminierungsgrund explizit in Artikel 3 des Grundgesetzes aufgenommen werden. Des Weiteren sollen Feindlichkeiten gegenüber queeren Menschen als strafverschärfende Tatmerkmale in § 46 StGB aufgenommen werden.“, so Sabrina Schleicher, Mitglied der Frankfurter PIRATEN.