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Frankfurts Kolonialgeschichte – Licht für ein dunkles Kapitel Stadtgeschichte

„Nach den einschneidenden und nachwirkenden Ereignissen vom November 1918 mit dem Ende des Ersten Weltkriegs, der Revolution und dem Ausrufen der Republik bestimmten die Wahl zur Nationalversammlung in Weimar, eine neue Verfassung und der Versailler Vertrag das Jahr 1919. Dieser Friedensvertrag erlegte Deutschland große, ja für viele zu weit gehende und inakzeptable Beschränkungen auf. Dazu gehörte auch der Verzicht auf die Kolonien. In dieser recht kurzen, auch von dunklen Seiten nicht freien Kolonialgeschichte Deutschlands spielte Frankfurt keine zentrale, aber doch eine betrachtens- und gedenkenswerte Rolle.“[1]

Denn 1882 wurde hier beispielsweise der Deutsche Kolonialverein gegründet. Der damalige Oberbürgermeister Johannes von Miquel war einer der Mitgründer bzw. Initiatoren. Der Verein war die zentrale Lobby für die deutsche Kolonialpolitik, alleine in Frankfurt waren mehr als 600 Mitglieder, überwiegend Personen von öffentlichem Interesse. Es gehörte demnach zum guten Ton, ein Mitglied zu sein. Auch die Deutsche Bank spielte, zumindest was die Finanzierung von Auslandsgeschäften und Expansionsvorhaben betraf, eine entscheidende Rolle und prägte somit ebenfalls dieses mitunter dunkle Kapitel der Frankfurter Stadtgeschichte.[2] So haben auch der Frankfurter Zoo und die Kaiserstraße einen Bezug zur Kolonialgeschichte: Hier fanden zwischen 1880 und 1930 sogenannte Völkerschauen statt, die dazu dienten, Menschen aus nichteuropäischen Ländern zu präsentieren.[3]

Heute sind Kultureinrichtungen, insbesondere die Frankfurter Museen, wichtige Mittler für die Aufarbeitung unserer Kolonialgeschichte. Ihnen kommt eine verantwortungsvolle Rolle zu, denn sie stehen teilweise selbst vor der Herausforderung, sich mit ihrer kolonialen Geschichte auseinanderzusetzen. Interessierte gelangen aktuell nur mühsam an Informationen, die bewusste Auseinandersetzung bzw. die Forschung haben erst in den letzten Jahren ernsthaft begonnen. „Die sogenannte Provenienzforschung, die Suche nach der Herkunft der Objekte und die Erschließung ihrer Geschichte, beginnt für die koloniale Kunst gerade erst. Acht Millionen Euro hat das Kultusministerium für diese Forschung bundesweit bereitgestellt.“ [4] Deshalb fordern die Frankfurter PIRATEN u.a. in ihrem Wahlprogramm:

  • Kultureinrichtungen – insbesondere die Frankfurter Museen – sind wichtige Mittler der Kolonialgeschichte, sowie von deren Kontinuitäten und Brüchen. Sie stehen in Teilen selbst in der Verantwortung, sich mit ihrer eigenen (post-) kolonialen Rolle auseinanderzusetzen.
    • Organisation und Förderung einer systematischen, effektiven und transparenten Darstellung der Herkunft und Geschichte von Kulturgütern aus ehemaligen Kolonialgebieten in den Frankfurter Museen und Sammlungen.
    • Erforschung der Besitzverhältnisse, Entschädigungs- und Rückgabeansprüche von Ausstellungsstücken, die in und auch noch nach der Kolonialzeit nach Frankfurt gelangt sind.
    • Aktive Aufnahme und Förderung des intensiven Dialogs mit den Herkunftsgesellschaften über den weiteren Umgang mit und die Rückgabe von sakralen Kulturgütern und menschlichen Gebeinen, entsprechend dem gültigen “ICOM Code of Ethics und der Erklärung der Vereinten Nationen für die Rechte indigener Völker”.
    • Bereitstellung der notwendigen Mittel und politischen Unterstützung für betroffene, durch die Stadt Frankfurt geförderte Museen.
    • Insbesondere das Historische Museum Frankfurt stellt die Rolle Frankfurts im Kolonialismus dar und arbeitet diese auf. Weitere Frankfurter Kultureinrichtungen, die Freie Szene sowie entsprechende Einrichtungen und Gruppen in den ehemaligen deutschen Kolonien werden in die kritische Aufarbeitung eingebunden.
  • Pflege und Ausbau von Städtepartnerschaften in Ländern, die vormals deutsche Kolonien waren.[5]

„Jede Stadt hat ihre Geschichte und muss auch für die dunklen Kapitel daraus Verantwortung übernehmen. Frankfurt hat eine koloniale Vergangenheit und die gilt es aufzuarbeiten. Die Stadt muss dazu stehen und vor allem dafür Sorge tragen, dass keine Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Eigentumsverhältnisse und keine Entschädigungsansprüche offenbleiben. Dafür setzen wir Frankfurter PIRATEN uns ein!“

Sebastian Alscher, Kandidat für die Stadtverordnetenversammlung auf Listenplatz 3 und für den Ortsbeirat 3 auf Listenplatz 1 für die Piratenpartei Frankfurt am Main [6]